„Es hilft, wenn ich als Hildesheimer von einem großen Netzwerk profitieren kann.“
Werner Fricke über seine neue Aufgabe für den Verband „Unternehmer Hildesheimer“, seine Schulzeit in der Stadt und seine Rückkehr an die Innerste.
Es sind nur wenige Schritte, um im Haus der Industrie – Bischofsmühle vom verglasten Vorstandsbüro hinauf auf die sonnige Dachterrasse zu gehen. Der Blick über die Innerste zum Magdalehnenhof, zur Michaeliskirche oder zum Dom ist an diesem sommerlichen Tag kaum zu toppen. Badende Kinder, rudernde Kanuten, dazu entspannte Gäste im gegenüberliegenden Restaurant – hier lässt es sich arbeiten. Der 58-jährige Werner Fricke ist einer der Geschäftsstellenleiter der in der Bischofsmühle ansässigen Arbeitgeberverbände. Ganz neu: „Unternehmer Hildesheim“, ein junger Verband, der in Stadt und Region wachsen will. Fricke verrät, dass sein Haus große Ziele am Standort verfolgt. Und dass er sich freut, wieder in seiner Heimatstadt arbeiten zu können.
Herr Fricke, die Bischofsmühle gehört zweifellos zu den architektonischen Highlights der Stadt. Im Keller befindet sich der Jazz-Club „Cyclus 66“ und darüber ist das Zuhause von 12 Verbänden. Wie passt das zusammen?
Es freut mich, wenn Ihnen das Haus gefällt. Wir haben es im Herzen der Stadt und so voller Geschichte zu einer sichtbaren Repräsentanz der Wirtschaft umgebaut. Ziel ist es, der Stadtentwicklung zu dienen, es als Kommunikations- und Tagungszentrum zu beleben und gleichzeitig einen Beitrag zur Kulturförderung zu leisten. Man sieht hier sehr schön: Kultur und Wirtschaft – das passt ausgezeichnet. Eine solch enge Zusammenarbeit zwischen einem Jazz-Club und einem Unternehmerverband gibt es bundesweit kein zweites Mal.
Sie wollen auch auf anderen Gebieten neue Wege gehen.
Stimmt, wir haben uns mit der Gründung des Verbands „Unternehmer Hildesheim“ neue Ziele gesetzt. Unser Brot- und Buttergeschäft ist und bleibt weiterhin das Arbeitsrecht. Wer bei uns Mitglied ist, bekommt seine arbeitsrechtlichen Probleme gelöst. Zu den neuen Wegen gehört aber, dass wir uns als Dienstleister für die Hildesheimer Betriebe sehen. Nehmen Sie das Fachkräfteproblem. Immer mehr Unternehmen haben Probleme Aufträge auszuführen, weil ihnen die qualifizierten Mitarbeiter fehlen. Wir schaffen mit dem Welcome-Center der Stadt Hildesheim in der Bischofsmühle eine Anlaufstelle unter anderem für Unternehmen, um gemeinsam zu zeigen, wie lohnenswert es ist, in dieser Region zu leben und zu arbeiten. Wir werden den Betrieben helfen, um den Strukturwandel rund um die Digitialisierung zu meistern und Chancen aufzeigen, die sich aus der Zusammenarbeit mit Start ups ergeben. Das sind neue Wege, um Interessensvertreter und Impulsgeber für die Betriebe zu sein. Als Verband müssen wir uns den Anforderungen unserer Mitglieder offensiv stellen und unsere Aktivitäten an deren Bedürfnissen ausrichten.
Mit welchen Referenzen kommen Sie nach Hildesheim?
Ich weiß aus inzwischen 30-jähriger Berufserfahrung im Umgang mit Betrieben, wie Unternehmer denken – insbesondere im Mittelstand. Ich habe aus unzähligen Betriebsbesuchen gelernt, wann ein Angebot an dieser Zielgruppe vorbeigeht und wie man Themen setzen kann. Nicht ohne Grund ist unsere Verbandsfamilie in Hannover in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen – übrigens gegen den bundesweiten Trend. Es hilft, wenn ich als Hildesheimer überdies von einem großen Netzwerk profitieren kann.
Die neuen Ziele verfolgen Sie nicht allein, sondern mit starken Partnern.
„Unternehmer Hildesheim“ ist Mitglied einer großen Familie von 12 Verbänden, an der Spitze NiedersachsenMetall. Wir sind zwar ausschließlich auf Stadt und Region ausgerichtet, gehören jedoch zu einer starken Gemeinschaft mit über 1000 Unternehmen mit mehr als 300000 Beschäftigten aus unterschiedlichen Branchen. Von A wie ADAC, bis Z wie Zoo, vom Kleinbetrieb bis zum Konzern, vom Startup bis zum Traditionsunternehmen. Dank der wirtschaftlichen Kraft der großen Verbände ergeben sich Synergien, die es uns ermöglichen in Hildesheim besondere Veranstaltungen wie zum Beispiel den Hildesheimer Sommer mit Götz Alsmann zu ermöglichen.
Damit kommen wir wieder zur Kulturförderung. Das Jazz-Club Cyclus 66 ist nach den Hochwasserschäden wieder Zuhause.
Das war eine harte Zeit für den Cyclus 66, denn er musste seine Konzerte an anderen Orten der Stadt durchführen. Als Hausherr haben wir dafür gesorgt, dass die Schäden beseitigt wurden und der Keller wieder im alten Glanz erstrahlt. Das hat uns eine hohe sechsstellige Summe gekostet, ist aber bestens angelegtes Geld. Denn damit machen wir Hildesheim ein Stück lebenswerter und für auswärtige Gäste attraktiver.
Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Hildesheim?
Eine sehr enge, ich war auf der Michelsenschule und anschließend dem Wirtschaftsgymnasium. Nach dem Studium habe ich beim Kehrwieder am Sonntag ein Volontariat gemacht, ehe ich zum Institut der deutschen Wirtschaft Köln (iw) als Wirtschaftsredakteur wechselte. Danach folgten 20 Jahre bei NiedersachsenMetall in Hannover als Verantwortlicher im Bereich Kommunikation. Nun freue ich mich riesig wieder zurück in Hildesheim zu sein und etwas Neues aufzubauen.
Sie sind und bleiben Hildesheimer, weil…?
Ich wohne in Dinklar vor den Toren der Stadt, bin also Hildesheimer. Die Stadt hat für mich alles, ist nicht zu groß und nicht zu klein, der Freizeitwert ist hoch. Theater, Kino, Gastronomie – alles ist da. Meine Söhne sind hier auf sehr gute Schulen gegangen, meine gesamte Familie und Freunde leben hier und in der Region – es stimmt eigentlich alles.