Schulen und Betriebe wollen Jugendlichen mehr Bezug zu technischen Berufen ermöglichen.
Junge Menschen für technische Berufe zu begeistern ist das Ziel eines neuen Netzwerkes zwischen acht Schulen und drei Betrieben aus dem Landkreis Hildesheim. Vertreter der Schulen und Firmen sowie der Landesschulbehörde unterzeichneten dazu am Mittwoch, 14. September, in der Werner-von Siemens-Schule in Hildesheim einen Vertrag über ihre Zusammenarbeit. Ins Leben gerufen wurde das Projekt mit dem Namen „MINT-Kooperationsnetzwerk Hildesheim“ von der Stiftung NiedersachsenMetall. MINT steht für die Schulfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Für zwei Schüler der berufsbildenden Werner-von-Siemens-Schule steht schon jetzt fest: Diese Kooperation ist notwendig. „Ich hätte mir mehr Information über technische Berufe in der Schule gewünscht“, sagt Nikola Brnadic, 17 Jahre alt. Sein Traumberuf ist Binnenschiffer. Bis er einen Ausbildungsplatz findet, absolviert er ein Berufsfachschuljahr im Zweig Metall- und Elektrotechnik. Seine Mitschülerin Katja Behrens, 16 Jahre alt, möchte Industriemechanikerin werden. Auch sie wartet noch auf einen Ausbildungsplatz. „Wenn Betriebe und Schulen zusammenarbeiten, können die Schüler bei der Suche nach Ausbildungsplätzen viel besser unterstützt werden“, findet sie.
Diese Unterstützung soll es bei den Partnern des Netzwerkes künftig in Form von frühzeitigen Angeboten zur Berufsorientierung, Praxisprojekten, Besichtigungen und Gesprächen zwischen Schülern und Fachkräften aus Betrieben geben. Bei der Aluminiumgießerei KSM Castings Group GmbH, dem Autozulieferer Robert Bosch GmbH, und dem Luftfahrt-Zulieferer Alcoa Fastening Systems & Rings können interessierte Schüler die Vielfalt und Möglichkeiten der technischen Berufe kennenlernen. Die Schulen des MINT-Kooperationsnetzwerkes Hildesheim sind die Albert-Magnus-Realschule, das Gymnasium Marienschule, die Realschule Himmelsthür, die Molitoris-Schule, die Richard-von-Weizsäcker Schule, die Schiller-Oberschule, die Werner-von-Siemens-Schule und die Robert-Bosch-Gesamtschule.
Junge Frauen als Nachwuchskräfte in der Industrie stehen besonders im Fokus. Aber „es geht nicht um Förderung, sondern um Begeisterung“, meint Alcoa-Geschäftsführer Jens Harde. „Wir müssen Interesse wecken und Technik begreifbar machen“, sagt er.
Ein Knackpunkt ist aus Sicht von Jörg Gustke, Ausbildungsleiterbei KSM, die Wissenslücke vieler Schüler über die Vielfalt technischer Berufe. „Alle bewerben sich als Industriemechaniker. Dass wir auch Werkzeugmechaniker, Modellbauer, Gießereimechaniker oder Produktdesigner brauchen, wissen die meisten Jugendlichen gar nicht“, sagt er.
Einig sind sich die Vertreter des Netzwerkes darin, dass es Anstrengungen beider Seiten bedarf, um mehr junge Menschen in technische Berufe zu bringen - Werbung von Industrie und Fachbetrieben einerseits, frühzeitige Information in den Schulen andererseits. Die Stiftung NiedersachsenMetall bringt beide Seiten zusammen. Der Sprecher des Arbeitgeberverbandes NiedersachsenMetall, Werner Fricke, resümiert: „Unsere 300 Mitgliedsunternehmen haben ein Problem: Sie brauchen Nachwuchs. Dazu haben wir vor 13 Jahren 50 Millionen Euro in eine Stiftung investiert. Heute haben wir 250 Schulen, mit denen wir zusammen arbeiten und sind ein großes Stück vorangekommen.“