Ein neuer Beruf hält Einzug ins Kaufmannsgeschäft: Am 1. September sollen auch in der Region Hildesheim die ersten jungen Leute ihre Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im E-Commerce starten. „Der Onlinehandel ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und macht mittlerweile einen großen Teil unserer Wirtschaft aus. Wir dürfen in Hildesheim diese Entwicklung nicht verschlafen“, so Matthias Mehler, Vorsitzender von Unternehmer Hildesheim.
In einer einzigartigen Aktion haben in den vergangenen Wochen Unternehmen, Institutionen und die Friedrich-List-Schule die Voraussetzung geschaffen, um erstmals auch die schulische Ausbildung ausrichten zu können. Neun Unternehmen planen, Ausbildungsplätze zum E-Commerce-Kaufmann zur Verfügung zur Verfügung zu stellen. „Nun gilt es, Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Ausbildungsgang aufmerksam zu machen“, so Matthias Mehler, Vorsitzender von Unternehmer Hildesheim.
Immer mehr Händler finden ihre Kunden im Netz. Ihre Mitarbeiter müssen Instagram so gut verstehen wie Java-Codes. Doch die ersten ausgebildeten E-Commerce-Kaufleute wissen: Ohne Kaufmannstugenden geht auch online nichts. „Wir haben in unseren Vorgesprächen in der Bischofsmühle untersucht, welche Firmen in ihren Geschäftsmodellen genau diese Herausforderung zu meistern haben“, so Mehler. Von Beginn an war auch die HI-REG und das Welcome Center Region Hildesheim in die Vorbereitungen sehr eng involviert.
Parallel wurde der Kontakt zur IHK und zur Friedrich-List-Schule hergestellt, um zu erfahren, welche Voraussetzungen für die Digitalausbildung im Handel zu erfüllen sind. Mehler: „Dieses ist ein gemeinsames Projekt von allen Institutionen und der Schule. Es zeigt, dass wir auch in Hildesheim gemeinsam vieles erreichen können.“
Mitte Juni folgte eine Info-Veranstaltung – online aus den HI-Studios im Roemer-Pelizaeus-Museum. In Talkrunden gab es Tipps von erfahrenen Unternehmern und Hinweise von der IHK und der Friedrich-List Schule. Im Chat beantworteten die Studiogäste Fragen der interessierten Firmen. Am heutigen Abend (Donnerstag, 1. Juli) folgt der erste E-Commerce-Stammtisch mit den ausbildenden Firmen zum Erfahrungsaustausch im Hi-X-Digihub.
„Uns ist wichtig, den Unternehmen die Angst zu nehmen“, so Mehler. Deshalb sei es aus Sicht der Organisatoren kein Problem, wenn ein interessierter Betrieb nicht alle Ausbildungselemente abbilden könne. „Wir wollen ein modular aufgebautes Schulungsprogramm stellen. Dies könne im neuen Hi-X-Digihub erfolgen.“
Mehler appellierte an alle interessierten Schülerinnen und Schüler, sich bei den Firmen um den neuen Ausbildungsberuf zu bewerben.
Zu den ausbildenden Betrieben zählen unter anderem Eierund Algermissen Jeans & Outfit e.K., Kühn Sicherheitstechnik, Cosys Ident GmbH, Event Werft, Digital City GmbH und Textilhaus Kressmann GmbH.
Was macht ein Kaufmann im E-Commerce?
Online-Shops aufbauen: Die Auswahl des richtigen Sortiments ist eine der wichtigsten Aufgaben des Kaufmanns im E-Commerce. Er muss genau abwägen, welche Produkte bei den Kunden gut ankommen – dafür muss er die Zielgruppe immer im Blick haben und die neusten Trends kennen. Beim Aufbau eines Online-Shops müssen viele Entscheidungen getroffen werden: Welche Shop-Software will man verwenden? Wie und wo werden die Waren gelagert? Wie findet der Versand statt? Der Kaufmann im E-Commerce weiß, was es online und offline zu beachten gibt.
Produkte einpflegen: Für den Kaufmann oder die Kauffrau im E-Commerce gehört es auch zu den Aufgaben, neue Produkte in den Online-Shop einzupflegen. Hierfür wird ein neues Produkt angelegt, die erstellten Bilder und Texte hochgeladen und der Preis festgelegt.
Kennzahlen analysieren: In Online-Shops müssen Werbemaßnahmen angepasst, Bilder ausgetauscht oder Strategien verändert werden. Welche das sind, entscheidet der Kaufmann im E-Commerce anhand seiner Analysen. Dabei kennt er sich gut mit den wichtigsten Kennzahlen im Online-Marketing aus. Sein Ziel: Kaufabbrüche und Retouren minimieren, die technischen Probleme des Shops beheben und entsprechende Lösungen entwickeln.
Rechnungen bearbeiten: Für Kaufleute im E-Commerce gehören auch klassische kaufmännische Aufgaben, wie die Buchführung, zum Arbeitsalltag. Das Erstellen von Eingangs- und Ausgangsrechnungen, das Schreiben von Angeboten oder das Überprüfen der Geschäftskonten sind ebenfalls Teil des Aufgabenspektrums.
Marketing-Maßnahmen entwickeln: Gemeinsam mit dem Online-Marketing erstellen Kaufleute im E-Commerce Werbeanzeigen und platzieren sie dort, wo sie von der Zielgruppe des jeweiligen Shops gesehen – und im besten Fall auch geklickt – werden.
Kundenkontakt pflegen: Digitale Einkaufskanäle schließen den Kundenkontakt im Job nicht aus. Genau wie im stationären Handel, hat ein Kaufmann im E-Commerce Kontakt zu seinen Kunden – nur eben online oder am Telefon. Er berät sie bei Problemen zum Bestellvorgang, der Retournierung oder bei Reklamationen.